Ich bin bildender Künstler, lebe und arbeite in Luzern. Meine künstlerische Methode ist die eines Forschers. Jedes Projekt beginnt mit einer Sammlung von Eindrücken. Ob im alltäglichen Umfeld oder an entfernten Orten, fokussiert auf meine fünf Sinne mache ich überall neue Entdeckungen: Die Lichtstimmung eines Augenblicks, ein herangewehter Geruch, ein zeitlicher Ablauf. Diese Entdeckungen halte ich mit Notizheft und Kamera fest. Anschliessend bringe ich das Material in eine künstlerische Ordnung. Ich liste, kategorisiere, verknüpfe – und erarbeite Regeln, nach welchen die Materialsammlung in Farben, Zeichen und Kompositionen übersetzt werden soll. Dann lasse ich mich überraschen, zu welchen Bildern mich diese Regeln führen. Die Resultate haben den Charakter von Karten oder Modellen. Dieses Vorgehen entwickelte ich unter anderem bei der Auseinandersetzung mit Geruch und Geschmack – meinem Hauptthema der letzten Jahre. Mich interessiert, dass wir uns über diese Eindrücke mangels passender Sprache im Alltag nicht austauschen können. Umso grösser ist dagegen das Potential von assoziativen Vergleichen und Metaphern, um dieses Neuland zu erschliessen. Bei anhaltender Riechpraxis verfestigen sich die Begriffe allmählich zu subjektiven Referenzen. Um den Geruch zum Bild zu machen, denke ich ihn mir als eine Landschaft. Verwandte Aromen ordnen sich zu Regionen an, die intensivsten erheben sich zu Gebirgen. In der Serie Tropische Fruchtlandschaften z.B. entsteht so für jede verkostete Frucht die «Landkarte» ihres Geschmacks.
© Gabriel Kuhn 2024
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